Edersee

Die Edertalsperre

Ende des 19. Jahrhunderts suchte man nach einer Möglichkeit, um die Weser und den Mittellandkanal schiffbar zu halten. Eine der Alternativen war das Gebiet zwischen dem preußischen Herzhausen und der Talenge in der Nähe des waldeckischen Ortes Hemfurth für ein Wasserrückhaltebecken zu nutzen. Das reizvolle an diesem Gebiet war außerdem, dass die im Frühjahr zur Schneeschmelze wilde Eder durch den Bau einer Talsperre zumindest für das untere Edertal gebändigt werden konnte. Eine andere Alternative wäre die Kanalisierung der Weser gewesen, die dann durch den Einbau von Staustufen übers Jahr hätte schiffbar gehalten werden können. Man entschied sich aber für den Bau einer Talsperre im mittleren Edertal, da dort auch die geologischen Gegebenheiten für einen Stausee vorhanden waren.

Foto vom ehemaligen Fotoverlag Severin, Waldeck.

Die Grundlage zum Bau der Edertalsperre wurde 1905 mit der Verabschiedung eines Wasserstraßengesetzes der preußischen Regierung in Berlin geschaffen. Das Fürstentum Waldeck war zwar noch selbstständig, wegen finanziellen Nöten aber seit 1867 unter preußischer Verwaltung. So wurde durch Preußen mit Zustimmung des Landesfürsten von Waldeck der Bau der Edertalsperre beschlossen. Es gab durchaus plausible Gründe für diese Entscheidung. So konnte die Weser und der Mittellandkanal in den trockenen Sommermonaten schiffbar gehalten werden, man konnte das untere Edertal vor Überschwemmungen der nach der Schneeschmelze im Frühjahr wilden Eder schützen und nebenbei konnte man die Wasserkraft zur Stromerzeugung nutzen. Drei gute Gründe für den Bau.

Um den Bau der Waldecker Talsperren durch den preußischen Staat durchführen zu können, musste eigens dafür ein Grundenteignungsgesetz geschaffen werden. Der Landtag von Waldeck und Pyrmont genemigte dieses Gesetz im Juni 1906. Erst danach war der Weg frei für den Grunderwerb und die Entschädigungszahlungen für Wohneigentum und sonstigen Gebäuden.

Drei Ortschaften und einige Einzelgehöfte waren dem Untergang geweiht. Sie lagen im Stauraum des Edersees. Dies waren die Ortschaften Berich, Bringhausen und Asel. Daneben einige Häuser von Nieder-Werbe und Herzhausen, die Stollmühle und das Gut Vornhagen. (siehe auch die Rubrik "versunkenes Edertal")

In 1908 begannen die Arbeiten an der Edertalsperre (amtlicher Name lautete: Waldecker Talsperre). Zunächst wurde die Bahnstrecke von Giflitz zur Baustelle bei Hemfurth und 3 Häuser für die Bauleitung nahe der Baustelle (im heutigen Teilort der Gemeinde Edertal: Hemfurth-Edersee) gebaut. Mitte September 1909 wurde der Frankfurter Firma Holtzmann der Zuschlag für den Bau der Talsperre erteilt. Das Angebot der Firma belief sich auf 5. 587. 000 Mark für den Bau der Talsperre und insgesamt mit nachgehenden Arbeiten 5.788.000 Mark. Man begann dann mit dem Bau des Umleitungsflussbettes für die Eder. Gleichzeitig wurden die Arbeiten an der Staumauer aufgenommen. Im Dezember 1909 war das künstliche Ederbett, das zur Umleitung (Wegleitung) der Eder von der rechten Seite der Baustelle benötigt wurde, fertiggestellt. Jetzt konnte man auch, nach Fertigstellung der linksseitigen Grundablässe der Staumauer mit dem Bau der Grundablässe auf der rechten Seite beginnen. In nur 5 Jahren wurde das Bauwerk fertiggestellt. Die Mauer hat ein Volumen von 300.000 cbm Mauerwerk bei einer Kronenlänge von 400m, einer Länge von 270m an der Sohle und einer Höhe von max. 48m*.

Aus: Die Waldecker Talsperre 5. Aufl.

Für Samstag den 15. August 1914* war laut dem leitenden Baurat Soldan (siehe nebenstehenden Buchauszug) eine prächtige Einweihungsfeier mit Kaiserbesuch an der Edertalsperre geplant. Leider kam es dazu nicht, da am 1. August 1914 der erste Weltkrieg ausbrach. Es soll, unbestätigten Angaben zur Folge, von der damaligen Landeszeitung der Dienstag der 25.08.1914 als ein weiterer Termin genannt worden sein das ändert aber nichts an dem offiziellen Termin 15. August 1914 für die geplante Einweihung des Bauwerks Edertalsperre.

Erst am 24. August 1918 besuchte der Kaiser das fertige Bauwerk. Am 28. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. offiziell ab und ging ins Exil.

Später zeigte sich ein weiterer Vorteil des Sperrenbaus. Der Tourismus, den, wenn vielleicht nicht in dem jetztigen Umfang, Soldan bereits vor 1914 vorausgesagt hat. Durch die idyllische Lage des Edersees und der umliegenden Ortschaften inmitten einer hügeligen bewaldeten Mittelgebirgslandschaft und von hohem Freizeit- und Erholungswert, zog es seit 1950 immer mehr Touristen nach Waldeck und dem Edersee.

* Angaben nach W. Soldan, der die staatliche Bauaufsicht bei dem Bau der Sperrmauer führte - Siehe dazu "Die Waldecker Talsperre im Eddertal", Ewert'sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1914
Weiterer Nachweis: Waldeckisches Lesebuch, 3. Aufl., Hermann Bing, Verlag Wilhelm Bing, Korbach 1990

Bauabschnitte der Talsperre

Die verwendeten Bilder stammen aus dem Buch "Die Waldecker Talsperre" von W. Soldan und C. Hessler , Auflagen 2 - 5, sowie dem Buch "Die Eddertalsperre" von H. Völker.

Die Zerstörung der Edertalsperre

Edertalsperre 1943

Im zweiten Weltkrieg haben die Aliierten lange darüber nachgedacht, wie man der deutschen Kriegsindustrie größeren Schaden zufügen könnte. Die Bombadierung der Städte wie Kassel brachten keinen anhaltenen Erfolg. Dann kam man auf die Idee, die Talsperren zu zerstören, um mit der Wasserflut der in der Nähe befindlichen Kriegsproduktionswerke nachhaltig zu zerstören und gleich damit auch die benötigte Energieproduktion (Wasserkraftwerke) auszuschalten.

Da die Vollstein-Talsperren des Eder- und des Möhnesees nicht frontal zerstört werden konnten, entwickelte man eine sogenannte Roll- bzw. Rotationsbombe. Dieser Bombentyp bestand aus einem stabilen mit Sprengstoff gefüllten Hohlkörper - ähnlich eines großen Fasses - mit einem druckempfindlichen Zünder, der ab einer vorher bestimmten Tiefe (Wasserdruck) die Sprengung auslöste. Die so unter Wasser ausgelöste Sprengung zerstörte die Mauer ebenfalls nicht direkt. Durch die Sprengung wurde das Wasser von der Mauer zurückgedrückt und erst das wieder anströmende Wasser mit seinem tonnenschweren Druck brachte einen Teil der Mauer zum Einsturz. Damit dies funktionierte, musse die Bombe direkt an der Mauer ins Wasser gelangen und dort absinken. Dazu versetzte man die Bombe in eine Drehbewegung warf sie in einer bestimmten Entfernung von der Mauer auf das Wasser. Sobald die Bombe auf der Wasseroberfläche auftraf begann sie wegen der Drehung über das Wasser zu springen. Bei jedem Aufschlagen verringert sich die Rotation bis die Drehbewegung aufhört und die Bombe im Wasser absinkt. Trifft die Bombe zu steil oder zu flach auf die Wasseroberfläche, dann bestand die Gefahr, dass man das Ziel verfehlte - die Bombe zu früh absank oder über die Mauerkrone sprang. Damit man sicher gehen konnte, dass die Bomben genau zum richtigen Zeitpunkt beim Anflug auf die Mauer abgeworfen werden konnten, installierte man am Rumpf der Flugzeuge zwei Scheinwerfer, beide leicht einander zugeneigt. Wenn die Leuchtkegel der Scheinwerfer sich auf der Wasseroberfläche trafen, dann hatte man genau die richtige Abwurfhöhe und konnte Abwurf auslösen.

Es gelang zwar in dieser Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 der Mauer eine Bresche zuzufügen, der größte Schaden und das größte Leid trafen aber vornehmlich die Zivilbevölkerung. Gerade in den Ortschaften Edersee, Hemfurth, Affoldern und Mehlen wurden große Schäden verursacht und es kamen Menschen und Tiere zu Tode. Häuser wurden weggerissen oder stark beschädigt, Brücken einfach weggeschwemmt und Strommasten umgeknickt.

Die Lücke in der Mauer war wenige Monate nach dem Unglück wieder geschlossen; bei vielen Menschen hinterließ die Zerstörung der Talsperre aber dauerndes Leid.

Die zerstörte Edertalsperre

Was der Edersee zu bieten hat

  • segeln und surfen
  • schwimmen
  • tauchen
  • Personenschifffahrt mit modernen Fahrgastschiffen
  • angeln
  • Wasserski
  • wandern
  • radeln (Elektrobike-Verleih)
  • skaten
  • Ruhe und Entspannung
  • Ruder-, Tret- und Elektrobootverleih
  • Nationalpark Kellerwald-Edersee
  • Rotbuchen-Urwald (seit 2011 UNESCO Weltnaturerbe)
  • Baumwipfelpfad (TreeTopWalk)
  • Kletterpark
  • Tierpark
  • Standseilbahn
  • Wasserkraftwerk mit Hochspeicherbecken (E ON)
  • Edersee-Atlantis (Bei Wassertiefstand erscheinen die versunkenen Orte und Bauwerke)

Vergessenes

So manche Dinge geraten mit der Zeit in Vergessenheit und verlieren sich gänzlich, wenn nicht jemand von Zeit zu Zeit daran erinnert und/oder schriftlich festhält.

So zum Beispiel die Namen der Ederseebuchten unterhalb von Waldeck. Die erste Bucht, wenn man von der Staumauer aus nach Waldeck geht oder fährt, ist die Rutsche-Bucht, gefolgt von der Teufelsgraben-Bucht und der Emden-Bucht. Die Namen haben sich nicht ohne Grund so gebildet. Bei der ersten Bucht von der Staumauer aus ist der Weg von Waldeck zum See ab der Hermannshöhe recht steil und dies setzt sich auch linksseitig zum Seeufer hin so fort. Daher der Name "Rutsche". Die nächste Bucht ist nach dem alten überlieferten Namen für den Graben, der sich oben von Waldeck bis hinunter zum Ederlauf schon vor dem Bau der Edertalsperre hinzog, dem "Teufelsgraben" benannt. Die dann folgende Bucht wurde von einem Familiennamen abgeleitet. Auf der seitlich (Richtung Sperrmauer) gelegenen Fläche stand an der Randstraße eine Baracke, die beim Sperrenbau dort errichtet wurde. In dieser Baracke lebte bis ca. 1953 eine Familie Emde. Zum Angeln und zur Erfrischung im See ging diese Familie in die leicht zugängliche Bucht nach dem Teufelsgraben. Daher ist den alten Waldeckern diese Bucht als Emden-Bucht bekannt.

Eine weitere größere Baracke bzw. ein großes Lagergebäude befand sich neben der heutigen Gaststätte "Seeblick". Auch diese ist, wenn überhaupt, nur noch den älteren Waldeckern bekannt.

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