Die Stollmühle

Foto: Moritz Bötcher

Am hinteren Teil des Hopfenberges, der heutigen Edertalsperre zugeneigt, lag einst die Stollmühle. Den Namen hat sie von dem, von zwei strafgefangenen Bergleuten, die im Gefängnis von Schloß Waldeck einsaßen, in den Berg gehauenen Stollen, der das Wasser von der jenseitigen Eder, die den Hopfenberg umfloss, zu dem ehemaligen Vornhagener Hammerwerk am Hopfenberg leitete. Für den Bau des Stollens sollen die beiden Strafgefangenen ihre Freiheit bekommen haben. Das Hammerwerk stellte 1819 seinen Betrieb ein und so war ab da die Stollmühle alleinige Nutznießerin des Stollgrabens. Der Müller betrieb neben dem Auftragsmahlen auch den Transport der fertigen Ware, wofür er sich einen Bestand an Eseln hielt. War das Wasser der Eder zu hoch, um die Esel samt Ladung durch die Eder zu führen, dann wurde ein größerer Lastkahn in Betrieb genommen, der die Ladung und die Esel über die Eder brachte. Erst mit dem Bau um die Jahrhundertwende (1900) der festen Brücken bei Hemfurth und Berich, wurde der Transport der Ware, vor allen Dingen zu Zeiten von Hochwasser oder Eisgang, einfacher. Aber da nahte auch schon der Untergang - im wahrsten Sinn des Wortes.

Um 1900 war die Stollmühle recht herunter gekommen, doch erzielte sie wegen der Möglichkeit der Stromgewinnung für den Sperrenbau einen weit über ihren eigentlichen Wert liegenden Preis von über 70.000 Mark. Der letzte Besitzer Wilhelm Sinemus hatte die Mühle bis 1907 verpachtet. Nach dem Verkauf der Mühle zog er nach Sachsen. *)
Ein Pächter der Stollmühle hieß Emil Schoen und stammte aus Nieder-Scheden. Das Geburtsdatum von ihm und seiner Frau Marie sind nicht bekannt. Er hatte 4 Kinder, von denen nur 2 namentlich bekannt sind: Walter Emil Adolf (geb.1902 und bereits 1903 verstorben und Gertrud Marie (geb. 1903). Wahrscheinlich war Emil Schön der letzte Pächter der Stollmühle. Weiter ist noch folgender Müller genannt: Johann Heinrich Weißhaupt (so um 1780 herum).

(Das obige Foto wurde von Frau Ilse Severin, Waldeck zur Verfügung gestellt)

*) siehe hierzu: Im Sperrgebiet, von Chr. Fleischhauer, Verlag ErnstFunk, 1913

Als die Stollmühle Ihren Dienst zur Stromerzeugung beim Bau der Edertalsperre geleistet hatte und das Staubecken nun erstmalig geflutet werden sollte, wurde die Stollmühle abgebrannt. Das Bild zeigt die brennende Stollmühle.

Die abgebildete Skizze der Stollmühle von Robert Sterl befindet sich heute im Eigentum der Stadt Wehlen.

Robert Sterl (1867-1932) studierte von 1881 bis 1888 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden. Sterl vervollkommnete seine Fertigkeiten bei bedeutenden Künstlern seiner Zeit und war ab 1886 Meisterschüler bei Ferdinand Pauwels. Er schloss sich auch der Schwälmer Willingshäuser Malerkolonie an, die älteste Künstlervereinigung in Europa , die 1824 von Gerhardt Wilhelm von Reutern und Ludwig Emil Grimm (der jüngste der Grimm-Brüder) gegründet wurde. In dieser seiner Schaffensperiode wurde auch die abgebildete Skizze der Stollmühle im heute versunkenen Edertal geschaffen. Robert Sterl ließ sich in 1919 in Naundorf nieder, von wo aus er bequem vom Bahnhof in Wehlen nach Dresden zur Kunstakademie fahren konnte, wo er als Professor lehrte. Sein Haus und Atelier sind heute Museum. [hierzu siehe auch: http://www.robert-sterl-haus.de]

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