Tourismus im Waldecker Land

Der Tourismus spielt im Waldecker Land eine wichtige Rolle. Wirtschaftlich gesehen befinden wir uns hier in einer strukturarmen Region. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass hierfür die Weichen Ende des 19. Jahrhunderts nicht gestellt wurden. Was wir aber hier zu bieten haben ist eine wunderschöne fast einzigartige Naturlandschaft, die zum Erholen und zum Entspannen einlädt. Dazu kommt Wintersport im Upland - dort steht auch die größte Großschanze Europas - , die Erholungsräume rund um die 3 Seen (Edersee, Diemelsee und Twistesee) und der Kurbetrieb in und um Bad Wildungen. Als Besonderheit kam dann in 2011 die Ernennung des Nationalparks Kellerwald-Edersee zum UNESCO-Weltnaturerbe.

So kann man den Tourismus im Waldecker Land heute in 3 - zu neudeutsch - größere Destinations *) einteilen:

A) Die Destination "Erlebnisregion Edersee"
B) Die Destination "Willingen/Upland"
C) Die Destination "Kurbad Bad Wildungen"

Vor einiger Zeit hat das Land Hessen die Tourismusförderung neu strukturiert. Dabei wurden in Hessen von der Landesregierung "förderbare Destinations" festgelegt. Für Nordhessen wurde dazu die Destination "GrimmHeimat Nordhessen" gebildet. Zu diesem Förderbereich zählen auch das Waldecker und Frankenberger Land. So ist beispielsweise die "Erlebnisregion Edersee" von der Angebots- und Nachfrageseite her eine Destination, aber keine förderbare Destination des Landes. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass hier der Tourismus vom Land Hessen kein Geld bekommt. Nein, vielmehr ist die Entscheidung über die Förderwürdigkeit von Tourismusmaßnahmen näher an die Tourismusgebiete herangerückt. So sind die regionalen Tourismusstellen, wie z.B. die Edersee Touristic GmbH, als Tourismus-Partner innerhalb der GrimmHeimat Nordhessen vertreten und können so die Fördermittel für ihre Projekte beantragen.

Die Urlaubsregion Nr. 1 in Nord-Hessen, unabhängig von der gebildeten Förderregion „GrimmHeimat Nordhessen“, ist das Waldecker Land mit seinen 3 genannten starken Tourismusregionen. Letztlich sind diese auch das „Zugpferd“ für die „GrimmHeimat Nordhessen“. Der Bezug „Märchen“ fungiert dabei als Klammerung für die insgesamt recht unterschiedlichen Regionen innerhalb der GrimmHeimat.

Wie und wann ist der Tourismus im Landkreis Waldeck entstanden? Vor dem 20. Jahrhundert kann man nicht von Tourismus (Tourismus ist eine Massenbewegung) in unserem Landkreis sprechen. Nur eine gewisse Anzahl von betuchten Leuten konnten sich einen Aufenthalt zwecks Erholung oder zur Kulturbereicherung leisten. So kamen im 18. und 19. Jahrhundert einige dieser vermögenden Leute z.B. nach (Bad) Wildungen, um sich von ihren Leiden zu kurieren oder sich zumindest eine gesundheitliche Besserung zu verschaffen. Auch wurden die Sehenswürdigkeiten des Waldecker Landes in Augenschein genommen. Der einfache Mensch sah sich auch mal das ein oder andere Sehenswerte in der erreichbaren Umgebung an, was aber durch die 6-Tagewoche und dem allgemein geringen Verdienst stark eingeschränkt war. Erst im 20. Jahrhundert, als eine finanzstärkere Mittelschicht entstand, begann sich der Tourismus zu entwickeln.

Nach dem 2. Weltkrieg, in den Zeiten des Wirtschaftswunders, hatte auch ein Teil der Arbeiterschaft finanzielle Mittel, die über die Deckung der Grundversorgung hinaus gingen und es den Familien ermöglichte einen Urlaub zu finanzieren. Es waren vor allen die Westfalen aus dem „Ruhrpott“, die von ihrer schweren Arbeit hier im Waldecker Land Erholung suchten. Auch die Kuren, die von den Krankenkassen und den Rentenversicherungen bezahlt wurden, brachten nach Bad Wildungen zum einen Gesundheits-Touristen und auch Gäste die die Kurenden besuchten.

Eine zweite große Gruppe von Touristen kam mit den Niederländern in den 1970er Jahren. In diesen Jahren begann auch der Wandel in Willingen und Usseln von der Wintersport-Region zum Ganzjahresangebot. Keine Region im Waldecker Land hat einen solchen bedeutenden Wandel im Tourismus vollzogen.

Die Bewerbung für die einzelnen Urlaubsorte und Regionen wurden von den Orten selbst und von einer Tourismusabteilung vom Kreis Waldeck in Korbach betrieben. Die Orte warben speziell für ihr Angebot und die Kreisstelle warb für die gesamte Region „Waldecker Land“. Dies war die konventionelle Aufteilung zu dieser Zeit.

Dann kamen die 1980er Jahre. Die Einkommen waren weiterhin gestiegen und die Flugreisen wurden erschwinglicher. Die (Urlaubs-) Welt stand offen. Auch die Ansprüche der Reisenden stiegen an. Diese Entwicklung wurde im Waldecker Land zu spät wahrgenommen. Die Übernachtungszahlen und vor allen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ging herunter. Auch hier erwiesen sich die Willinger als anpassungsfähiger. Man investierte in die Infrastruktur. Zwar gehörte Willingen zu den höchst verschuldeten Gemeinden pro Kopf der Einwohner, aber der Rückgang an Gästen wurde durch die ergriffenen Maßnahmen abgedämpft und ins Gegenteil umgekehrt – die Zahlen stiegen wieder an.

Erst in den 1990er Jahren parierten die Urlaubsorte rund um den Edersee indem sie sich zu einer touristischen Gemeinschaft, der „Edersee Touristic“ zusammenschlossen. Dies war ein beispielhafter Schritt. Viel zu lange hatte man keine geeigneten Maßnahmen gefunden, um wieder besser Fuß zu fassen. Durch den Zusammenschluss wurden die Gelder gebündelt und man konnte nun auch größere teure Projekte angehen. Sicherlich klappte nicht alles zur Zufriedenheit aller Beteiligten und sicherlich war auch personell nicht durchweg die richtige Besetzung gefunden, aber es ging vorwärts, wenn auch zunächst schleppend.

In 2010 stieg die Stadt Waldeck aus dieser Gemeinschaft aus. Seit dem ist es für die Edersee Touristic und die Stadt Waldeck wieder schwerer geworden die entsprechenden Akzente im Werben um die Gäste zu setzten. Dabei hat die Edersee-Touristik immerhin den Vorteil, dass Sie durch ihren Geschäftsführer und einen weiteren Mitarbeiter über die notwendige Fachkompetenz verfügen.

Die touristische Situation im Altkreis Waldeck ist, wie oben beschrieben, durch die 3 starken Destination und die weniger starken Regionen in unserem Kreis gegeben. Durch die unterschiedlichen Strukturen in den 3 Haupt-Destination konkurrieren diese innerhalb der GrimmHeimat um die Fördermittel des Landes. Dabei gehören Sie zu den stärksten Urlaubsregionen der GrimmHeimat. Diese 3 starken Regionen müssen ihre Projekte direkt (nicht über die TAG) bei der GrimmHeimat vertreten und bewerben. Über die Tourismustelle „Touristik Service Waldeck-Ederbergland GmbH“ können die kleineren Urlaubsregionen im Waldecker- und im Ederberg-Land gebündelt und gegenüber der GrimmHeimat vertreten werden. Daneben hat diese Kreisstelle die Aufgabe unter den etablierten Marken "Waldecker Land" und "Ederbergland" übergeordnet für den Landkreis den Tourismus zu fördern und werbend tätig zu werden.

*) Eine Destination ist nach dem Wirtschaftslexikon Gabler ein geografischer Raum, den ein Reisender/Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung/Beschäftigung. Sie ist somit die Wettbewerbseinheit im Tourismus, die wie ein eigenständiges Unternehmen kooperativ geführt werden muss.

Eine Destination kann z. B. auch ein Hotel sein, welches all das in seinem Haus bietet, was der Gast nachfragt.

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