Sage von där bloen Pitsche

In Mählschen Berge es ein kleiner Dich, von dänn Bewohneren där Emmegegend die bloe Pitsche genannt. Dovonne verzällt me de folgende Sage: Off dänn Mählschen Berge stung ver ahler Zidd ne fest Raubritterborg. Dort houste der Ritter Hartbald un lurte off Buren und Kauflaide, emme se ukszeplingeren. Einmol kam von Gällerschhousen her en Bure gegenn met ner Kuh an‘nen Schtrecke, emme se zu verkaufen. Hartbald, där grade off Raub us
Ging, erbleckete ä nun, weil he Geld zu gewennen gloffte, schlug he än dot. Aewer där Bure wor arme. Kenn häller Gäld hod he bie sech gehadd. Stärwend rechtet he sech nochemol off, un de Fukst gein Hartebald in de Heh hewend, rief he: „Mege Gott in Himmel mech rächen!“ Dann sterzt he dohenn un sterwet. Vun Angest gepacket, eilt Hartbald vun den Orte sinner Ontat. Kumme es he en paar hunnert Meter geretten, do sterzt sin Goul henn. Die Aere tat sech off, Goul und Ritter senken in de Tiefe. Ewer än schloss sech das Loch wedder. Nur ne Vertiefonge bleb zerrecke, so groß, dass en Goul mit den Ritter drenne stenn kann, un fellt sech met klarbloen Gebirgswasser.

De Raubritterburg es zerfallen, Där Name Hartbald es vergässen, äwer där beste Zeige där Bluttat Hartbalds, de bloe Pitsche, es hedde noch do.
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Text aus: Die Mudarten im Kreise der Eder von Christian Fleischhauer, Verlag Ernst Funk Nachf. , Bad Wildungen 1926

Übersetzt

Im Mehlschen Berg ist ein kleiner Teich, von den Bewohnern der Umgebung die blaue Pitsche (Pfütze) genannt. Davon erzählt man die folgende Sage: Auf dem Mehlschen Berg stand vor alter (langer) Zeit eine feste Raubritterburg. Dort hauste der Ritter Hartbald und lauerte auf Bauern und Kaufleute, um sie auszuplündern. Einmal kam von Gellershausen her ein Bauer gegangen mit einer Kuh an einem Strick, um sie zu verkaufen. Hartbald, der gerade auf Raub ausging, erblickte ihn und, weil er Geld zu gewinnen glaubte, schlug er in tot. Aber der Bauer war arm. Keinen Heller Geld hat er bei sich gehabt. Sterbend richtet er sich nocheinmal auf, und die Faust gegen Hartbald in die Höhe hebend, rif er: „Möge Gott im Himmel mich rächen!“ Dann stürzte er dahin nun starb. Von Angst gepackt, eilt Hartbald von dem Ort seiner Untat. Kaum ist er ein paar hundert Meter geritten, da stürzt sein Pferd hin. Die Erde tat sich auf, Pferd und Reiter sinken in die Tiefe. Über ihnen schloss sich das Loch wieder. Nur eine Vertiefung blieb zurück, so groß, dass ein Pferd mit dem Reiter darin stehen kann, und füllt sich mit klarblauen Gebirgswasser.

Die Raubritterburg ist zerfallen. Der Name Hartbald ist vergessen, aber der beste Zeuge der Bluttat Hartbalds, die blaue Pitsche (Pfütze), ist heute noch da.

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